CREEDENCE CLEARWATER REVISITED LIVE IN DESSAU 1999

Es ist Freitag, der 16.10.99. Es ist 10.00 Uhr. Wir haben keine Eintrittskarten und noch keine Unterkunft für die Nacht. Nach Mitteilung unseres Fanclubchefs Peter Koers sollen wir auf der Gästeliste stehen. Ob aber das Ordnungspersonal vor Ort darüber wirklich von Stu Cook auch in Kenntnis gesetzt wurde, wird sich wie immer erst vor Ort zeigen.

Die Fahrt nach Dessau beginnt. Laut dem Shell-Routenplaner soll die Fahrtdauer bei normaler Geschwindigkeit 5 Stunden und 15 Minuten betragen. Demnach wären wir also um ca. 15.30 Uhr in Dessau und hätten noch genug Zeit.

Das Konzert soll um 20.00 Uhr beginnen, mit dem Soundcheck ist also ab 17.00 Uhr zu rechnen.

Aber es kommt, wie schon befürchtet, ganz anders. Die Autobahnen Richtung Osten unserer Republik sind immer noch im Aufbau begriffen. Teilweise einspurige Verkehrsführung. Die unausweichliche Folge sind immer wieder kilometerlange Staus. Wir kommen erst um 17.00 Uhr in Dessau an, haben dann aber mit dem Finden einer Unterkunft Glück. Direkt an der Autobahnabfahrt steht ein großes neues Hotel. Da wir fast die einzigen Gäste in diesem großen Hotel sind, hat das ganze etwas gespenstiges an sich. Soweit hat alles also doch noch gut geklappt.

Um 17.30 Uhr kommen wir an der Sporthalle an. Beim Aussteigen vernehmen wir bereits die ersten Klänge von Creedence Clearwater Revival. Ein einheimischer CCR-Fan dudelt das Album "Willy and the Poorboys" in seinem Fahrzeug runter. Kein Zweifel, hier sind wir richtig.

Wir betreten die Halle. Kein Ordner hält uns auf. Fanclubmitglied Helmut Arnold ist bereits da. Dann kommt der Ordner doch noch. Die Spannung steigt. Er hat eine Liste in der Hand. Er fragt uns nach unseren Namen. Die Spannung erreicht den ersten Höhepunkt des Abends. Und dann die Erlösung. Wir stehen auf der Liste und können gleich im Saal bleiben.

Der Soundcheck beginnt um 18.00 Uhr. Elliot Easton, Steve Gunner, John Tristao und unsere Idole aus unvergessenen Jugendzeiten Doug Clifford und Stu Cook betreten die Bühne. Die Bandmitglieder sind an diesem Abend besonders gut drauf. Das merkt man sofort. Statt einfach irgendein Stück aus John Fogertys Hitsammlung zu spielen, beginnen sie mit "Born on the Bayou" und gleiten sogleich in eine bisher noch nie gehörte Improvisation ab.Was wir zu hören bekommen, ist wahrlich endlos scheinender Rock vom feinsten, was Elliot am Ende der Session dazu veranlaßt zu bemerken, dies sei die Grateful Dead-Version von diesem Stück. Die Lacher sind prompt auf seiner Seite. Aber mal Spaß beiseite: An dieser Stelle drängt sich einmal mehr die Frage auf, warum setzen sich diese erstklassischen Musiker nicht mal hin und nehmen was eigenes auf. Ein solides Rock-Album von Revisited. Das wäre es doch!

   

Doch nun zurück zum Tagesgeschehen. Nach dem Soundcheck begrüßen Stu Cook und Doug Clifford Ihre Gäste. Zeit für einen ersten Plausch und natürlich zahlreiche Autogramme. Peter Koers ist inzwischen auch da. Er kann mit Stu Cook ein weiteres Date nach dem Konzert vereinbaren. Was will man mehr?

Dann um ca. 20.45 Uhr ist es soweit. Die Band betritt die Bühne und in meinem Kopf höre ich "From Berkeley California Creedence Clearwater Revival". Ja, ja, ich weiß, ich bin ein Träumer. Was wir erleben, ist natürlich Creedence Clearwater Revisited in Dessau, aber das kann sich einmal mehr wirklich hören lassen.

Es ist erneut eine Reise in die Vergangenheit oder nach Las Vegas, wie John Fogerty sagen würde, aber genau da wollen die zahlreich erschienenen Zuhörer heute Abend hin. Man will in Erinnerungen und schönen Jugenderlebnissen schwelgen. Man will sich an die Zeiten erinnern, in denen uns John Fogerty mit seinen Songs unsere ersten musikalischen Glücksmomente verschafft hat. Doug Clifford und Stu Cook sind es mit Ihren Kollegen, die uns diese Glücksmomente einmal mehr am heutigen Abend in Erinnerung rufen und dafür ist jeder im Saal dankbar.

   

Das Originalschlagzeug und der Originalbass von Creedence Clearwater stehen dort auf der der Bühne und man hört es mit jeder Note die erklingt.

Elliot Easton beweist einmal mehr, dass er ein begnadeter Gitarrist ist. Er drückt den Stücken seinen ganz eigenen Stempel auf und es ist immer wieder ein Genuss, seine Versionen von "Suzie Q, I heard it through the grapevine und Run through the Jungle" zu hören. Er zelebriert seine Solos und man kann gar nicht genug davon bekommen.

   

Auch wenn Steve Gunner stets fast unbemerkt im Hintergrund und eigentlich nur einmal im Vordergrund steht, wenn er zur Mundharmonica bei "Run through the Jungle" greift, ist dieses Multitalent für den Revisited-Sound nicht wegzudenken. Er rundet wie immer den Klang ab.

   

Revisited schafft es jedenfalls auch an diesem Abend die Zuschauer zu begeistern. Am Ende muß die Gruppe zweimal erneut auf die Bühne und Zugaben abliefern. Das Konzert kann als klarer Erfolg für die Gruppe verbucht werden.

Größter Diskussionspunkt wird natürlich immer John Tristao bleiben. Obwohl er sehr große Schuhe hat, wie Stu Cook immer wieder zum besten gibt, paßt er in die großen Schuhe von John Fogerty natürlich nicht rein, aber das versucht er auch gar nicht erst. Er gibt auch an diesem Abend einmal mehr gut gelaunt sein Bestes und das läßt sich hören.

Aber auch dieser Traum hat einmal ein Ende. Der Saal lichtet sich und wir warten zum letzten Mal an diesem Abend auf Stu Cook und Doug Clifford.

   

Dann sind sie wieder da für Ihre Fans, die es nicht gescheut haben hunderte von Kilometern zurückzulegen, um sie zu sehen und zu hören. Robert Aerts zum Beispiel ist mit Freunden extra aus Belgien angereist. Andere kommen sogar aus Finnland.

   

Stu Cook und Doug Clifford sind auch nach dem Konzert und der sicherlich inzwischen schon sehr anstrengenden Tour (sehr enger Terminkalender) immer noch gut drauf. Jeder bekommt sein Autogramm, jeder darf sein Foto als Erinnerung machen. Die Stimmung ist, wie schon im letzten Jahr, gelöst und freundschaftlich.

Die beiden geben sich einmal mehr äußerst volksnah. Keine Allüren, einfach Stars "zum Anfassen". Viele Gesichter kennen sie bereits von Ihrer letzten Tour in Deutschland, wodurch das Zusammentreffen fast familiären Charakter annimmt.

Es ist der gelungene Abschluß eines erfolgreichen Tages für die Musiker und ihre treuen Fans. Das sind Tage, die man nicht vergißt.

Die Rückfahrt am nächsten Tag war übrigens ein Horrortrip. Wir brauchten über 8 Stunden, um nach Hause zu kommen. Aber das ist heute schon längst vergessen. Die Erinnerung an den tollen Tag aber bleibt und das ist das, was wirklich zählt.

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Photos and Story by Lutz Altnorthoff
Special thanks to Peter Koers who made it all possible again.

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