VINTAGE GUITAR NEWS (Juni '98)
Creedence Clearwater Revisited Interview
Creedence Clearwater Revisited
Nur selten in der Geschichte des Rock n Roll herrschte
zwischen der rauhen, kreativen Energie einer Band und ihrem Publikum eine derart enge
Beziehung wie im Falle Creedence Clearwater Revival. Man kann wohl kaum von Zufall
sprechen, daß nach wie vor Millionen Alben dieser Formation Jahr für Jahr verkauft
werden. Der Grund für dieses Phänomen liegt auf der Hand. Creedence Clearwater Revival
war und ist noch heute eine der großartigsten Rock n Roll Bands aller Zeiten,
sie verkörperte wie kaum eine andere Formation das Lebensgefühl Amerikas und dessen
unverwüstlichen Pioniergeist. CCR sei die "vielleicht größte amerikanische Single
Band" orakelte einst die USA- Ausgabe des "Rolling Stone" Magazines und
verwies auf Songs wie "Bad Moon Rising", "Green River", "Born On
The Bayou", "Hey Tonight", "Have You Ever Seen The Rain",
"Suzie Q", "Wholl Stop The Rain", "Heard It Through The
Grapevine", u.v.m.
CCR veranstalteten ihr letztes Konzert im Sommer des Jahres 1972 und
lösten sich im darauffolgenden Oktober auf. Und obwohl die beiden Gründungsmitglieder
Doug "Cosmo" Clifford (Drums) und Stu Cook (Bass) weiterhin unaufhörlich für
andere namhafte Bands komponierten, produzierten und auch spielten, so vermißten sie
dennoch die Musik, die sie zu spielen liebten: Creedence Musik. Und auch die Rockfans auf
dem ganzen Erdball litten unter dem Entzug von Creedence Konzerten. Im Januar 1995
beendeten Clifford und Cook diese für CCR Fans freudlose Zeit, stellten ihre
vielfältigen Talente und Energie der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung und formierten
Creedence Clearwater Revisited.
Auf der Grundlage der musikalischen Prämisse "playing good
music and having good fun" widmeten sich Stu und Doug dem Ziel einer möglichst
originalgetreuen Wiedergeburt jener Musik, die von Fans in aller Welt geliebt wird. Auf
der Suche nach den geeigneten Musikern, um dieses ehrgeizige Ziel zu realisieren, gelang
Cook und Clifford ein Husarenstück, das zunächst fast unmöglich schien: Sie fanden
tatsächlich drei Musiker, die ihre Liebe zur CCR Musik teilten und gleichzeitig in der
Lage waren, den Creedence Livesound original zu reproduzieren.
Leadgitarrist Elliot Easton, der früher zu The Cars gehörte, riß
sich förmlich ein Bein aus um CCR Hits spielen zu können. Seine überragenden Soli und
griffigen Rythmusgrooves führen direkt zum wahrhaftigen amerikanischen Rock n
Roll von "Cosmos Factory". Den Leadgesang und die Rythmusgitarre übernahm
John Tristao, der dieser aufwendigen Sache mehr als nur gewachsen ist. John produziert,
tourt und spielt seit mehr als zwanzig Jahren und bläst seinen Zuhörern förmlich den
Verstand aus dem Kopf, wenn er seine Stimmbänder dehnt.
Zahlreiche CCR Aufnahmen beinhalten zusätzlich zu den gewohnten
zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug noch einige weitere Instrumente. Deshalb fügten Cook
und Clifford der neuen Formation zusätzlich Keyboards und akustische Gitarren hinzu.
Diese reizvolle Aufgabe viel in die Hände von Steve Gunner, der seinen Job sogar noch
besser erfüllte, als sich Stu und Doug hätten träumen lassen. Steve rundet zudem die
sehenswerte Bühnenpräsentation der Band ab.
Seit Beginn von Creedence Clearwater Revisited im Jahre 1995 hat die
Band zahlreiche ausverkaufte Konzerte in der ganzen Welt gegeben, von Griechenland bis Los
Angeles, von Bangkok über Berlin bis nach Billings, Monterey. Mehr als eine Million
begeisterter Fans haben CCR seitdem gesehen. Und obwohl keine andere Gruppe jemals die
original Creedence Clearwater Revival ersetzen kann, so gesteht Clifford dennoch
freimütig, daß er noch immer eine Gänsehaut bekommt, wenn er mit seiner neuen Band
spielt. "Leute von 8 bis 80 Jahren lieben es", erklärt er, "Revisited ist
so nahe dran an der legendären Sache, wie es nur irgend möglich ist." Wie nahe,
belegt die neue "Recollection", das aktuelle Live Doppelalbum, auf dem nahezu
alle großen Hits der Band in brillanten Versionen vertreten sind. Ein absolutes Muß für
CCR Fans!
Hier nun ein Interview mit Creedence Clearwater Revisited vor ihrem
Auftritt am 17. 06. 98 in der Music Hall in Hannover.
VGN: Hallo, seit wann spielt ihr in dieser Formation?
Doug: Wir spielen seit drei Jahren zusammen. Genaugenommen seit
März 1995. Inzwischen haben wir ein richtig gutes Band- Feeling und sind prima
aufeinander eingespielt.
VGN: Wie habt ihr euch zusammengefunden?
Stu: Das war sehr einfach. Durch Telefonate mit Freunden. Es war
wirklich keine große Sache. Viel einfacher als wir uns das vorgestellt hatten.
VGN: Das Rolling Stone Magazin bezeichnete CCR als eine der
größten amerikanischen Single Bands, wenn nicht sogar die größte der Welt. Was ist
für euch ein guter Song?
Elliot: Lacht! Ein guter Song oder ein guter Creedence Song?
VGN: Ganz allgemein!
Doug: Ein Riff, ein Gitarren- Riff, ein Titel, ein Groove, ein
Rhythmus, es sind viele Dinge, die dazu beitragen. Manchmal sind es auch nur ein paar
Worte. Der Song muß einfach sein und die Melodie muß sich im Kopf festsetzen.
Elliot: Nimm Day Tripper, Good Vibrations, Green Onions, You Lost
And Lovin Feelin und sag mir, was sie alle gemeinsam haben. Das ist nicht
schwer, das ist es, was eine Single ausmacht.
VGN: Die Musikszene ist heutzutage rasend schnell, heute ein Tophit,
morgen schon vergessen. Nur wenige Songs hinterlassen in den Köpfen der Zuhörer einen
bleibenden Eindruck. War das früher anders?
Doug: Es hat sich alles geändert. Heute ist es so, daß eine Band
alle drei Jahre ein Album auf den Markt bringt. Wir haben früher in einem Jahr drei Alben
aufgenommen. Wenn die Alben in kürzeren Abständen erscheinen würden, sähe das
sicherlich anders aus.
Elliot: Ich finde, heute wird zu viel mit Computern und Drum-
Machines produziert. Kaum einer sitzt doch heute noch mit einer Akustikgitarre auf dem
Bett und komponiert. Alle haben ihr eigenes Studio mit all dem High Tech Equipment. Viele
Songs fangen deshalb auch mit den gleichen Presets, Drum- Computer- Beats und Synthesizer
Rythmen an. Es ist nicht das gleiche, wie wenn du eine tolle Melodie hörst, die sich in
deinem kopf entwickelt.
VGN: Wie hat sich eurer Meinung nach das Musik- Business geändert
und wie die Situation der Musiker?
Stu: Da sind eine Menge mehr Rechtsanwälte an der Seite der Musiker
als früher, aber einige sehen nur das Geld und nicht die Hilfe, die ein Musiker heute in
der Verhandlung mit der Plattenfirma braucht. Das sind keine Geschäftsmänner. Es gibt
aber auch die, die den Musikern zu besseren Deals als früher verhelfen, das sollte man
nicht vergessen.
Elliot: Viele Gruppen haben heute schon bei den Plattenfirmen
unterschrieben bevor sie dafür bereit und reif waren. Das ist auch ein Unterschied zu
früher.
Doug: MTV hat die Pop Musik ruiniert. Sie sind immer präsent, alles
vollgepackt und doch so schmal. Das liegt daran, daß im TV und im Radio immer nur das
gleiche gespielt wird, alles ist so beengt.
Elliot. Die Leute hören dort nur Hip Hop und Rap. Die haben doch
noch nie einen guten Rock- oder Folksong gehört. Was ist mit den guten alten Songs der
Beatles, von Frank Sinatra, Tony Bennet, den Beach Boys, Creedence und all den verrückten
Sachen. Das Business ist so groß und so schnell, daß du es gar nicht mehr genießen
kannst.
VGN: Gibt es Orte oder Länder wo ihr "lieber" spielt?
Doug: Oh, das ist eine schwere Frage. Deutschland ist einer meiner
Lieblingsorte, die Fans sind toll, so lebenslustig und Deutschland hat das beste Bier der
Welt (lacht)!
Stu: Es gibt so viele Länder, wo wir gerne spielen: Deutschland und
Schweden. Das sind Länder, wo wir wirklich gerne spielen. Aber auch Länder, wie zum
Beispiel Indonesien, wo wir immer wieder touren, ist ein guter Markt für unsere Musik.
VGN: Gibt es Unterschiede beim Publikum?
Stu: Nein, ich denke nicht, zumindestens keine großen. In manchen
Ländern sind die Fans vom ersten Stück an voll dabei, in anderen Ländern brauchen die
Fans ein längeres Warm- Up, du siehst es während der Show wachsen, aber am Ende der Show
sind alle gleich gut drauf.
Doug: In den USA ist das Publikum etwas jünger, hier in Europa sind
es meist die älteren Fans, die auch mit unserer Musik aufgewachsen sind.
VGN: Laßt uns doch mal über euer Equipment reden, das ihr auf der
aktuellen Tour benutzt. Es gibt sicherlich viele Leser, die sich dafür interessieren.
Welche Gitarren, Verstärker, Drums etc. spielt ihr?
Doug: Heutzutage spiele ich moderne Drums, mein Kit ist von Yamaha,
Camco, und DW. Das sind Sachen, die ich mag und auf Tour spiele. Zu Hause habe ich noch
original alte Drum- Kits.
Stu: Ich spiele auf der Tour einen Modulus Graphite Bass, ein
Demeter Preamp und ein Demeter Compressor, QSC Poweramps und SVT 8*10" Cabinets. Zu
Hause habe ich meine alten Bässe.
VGN: Elliot, wie sieht das bei Dir aus?
Elliot: Ich spiele linkshändig. Ich spiele Fender Custom Shop
Stratocasters, die speziell für mich gebaut wurden und mit handgewickelten Pickups
bestückt sind. Es sind aber Basic Modelle, keine sonstigen Modifikationen oder Extras.
Weiterhin spiele ich das übliche an Boden- Effekten: Ein Boss Digital Reverb, ein Boss
DD-2 Digital Delay, ein Boss Heavy Metal, einen Ibanez TS-9 und ein speziell für mich
gefertigtes Demeter Tremolo und, glaubs oder nicht, ich spiele zwei Standard Peavy
5150 mit zwei 4*12" Marshall Cabinets, das ist alles. Ich benutze aber nur den Rythm
Channel für den fetten, warmen Cleansound, der so klingt wie ein riesiger Deluxe Reverb.
Ich brauche für Creedence manchmal diesen cleanen Country- oder Rockabilly- Sound, diesen
sauberen Twangy- Tone. Ein wirklich toller Amp fürs Geld, great.
VGN: Wie sieht es mit den Oldie- Gitarren aus, sammelst Du?
Elliot: Oh ja! Ich habe eine Menge alter Gitarren, alles Lefties!
Ich habe eine '58er Tele, eine '64er Strat in Olympic White eine '69er Barney Kessel
Custom, eine '61er Martin D 28, eine OOO-42 Clapton, um nur einige wichtige zu nennen.
Insgesamt habe ich ca. 60 - 70 Gitarren. Darunter sind auch sechs original alte Jazzmaster
Gitarren. Ich habe über die Jahre hinweg eine Menge Gitarren gehabt aber auch eine Menge
wieder verkauft. Ich habe immer wieder aussortiert, bis ich die gefunden hatte, die mir am
besten gefielen. Ich habe auch ein paar schöne Gibson Hummingbirds. Ich spiele sehr gerne
Akustik- Gitarren.
VGN: Was denkst du über den heutigen Oldie- Gitarren- Markt,
insbesondere über die Preise, die für alte Strats, Teles und Les Pauls verlangt und
bezahlt werden?
Elliot: Ich denke, die guten Oldies werden weiter im Preis steigen.
Aber schau' dir zum Beispiel mal die Jazzmaster an. Das sind großartige Gitarren, die es
noch zu einem vernünftgen Preis zu kaufen gibt. Oder Les Pauls Juniors, das sind
ebenfalls tolle Gitarren, die noch für jeden erschwinglich sind. Ich bin oft in
Musikgeschäften unterwegs, schaue mich um und suche Gitarren. Als Musiker und Gitarrist
finde ich es absurd, daß Instrumente von Ärzten, Zahnärzten und Rechtsanwälten, die
niemals in einer Garagenband gespielt haben, gekauft werden, um sie dann in Glasvitrienen
und Tresoren verschwinden zu lassen. Ich denke, all diese Leute wollen ein Stück Amerika
kaufen, eine alte Strat, einen alten Ford Thunderbird oder eine Harley.
VGN: Meine letzte Frage an euch. Wie sieht es mit den CCR
Zukunftsplänen aus, neues Songmaterial, CD, ect.?
Doug: Wir haben gerade die Recollection herausgebracht. Wir sind
eine Live Band, wir lieben es, live zu spielen. Wir wollen nicht Monate in Studios
verbringen, wir wollen Spaß haben, auf der ganzen Welt für unsere Fans spielen und das
ist es auch, was unsere Fans wollen. Wir spielen gerne in Amerika, Deutschland, Holland,
Italien, England, der Schweiz, Frankreich.
Stu: Das Hauptanliegen von uns allen ist, daß wir zusammen die
alten CCR- Songs live spielen. Früher haben wir mal darüber gesprochen, eine CD zu
machen, aber dann wären wir im Record- Business und das wollen wir nicht. Wir haben eine
Plattenfirma, die unsere Doppel- Live- CD verkauft, that's it! Our main job is to play!
Das ist es, was Doug und ich wollten, als wir Creedence Clearwater Revisited gründeten.
Playing with fun! Es läßt dir dann auch die Zeit, sich um andere wichtige Sachen in
deinem Leben zu kümmern.
VGN: Danke für das Interview und weiterhin viel Spaß beim Spielen.
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