JOHN FOGERTY LIVE IN KÖLN 2010

Heiß ist es schon seit Tagen. Der Sommer 2010 verspricht ein Bilderbuchsommer zu werden. Was könnte schöner sein, als JOHN FOGERTY auf einem Open Air Festival im Kölner Tanzbrunnen live zu erleben? Praktisch nichts sollte man meinen! Okay, ich muss bis 18.00 Uhr arbeiten, das Festival beginnt bereits um 16.00 Uhr. Aber macht ja nichts, ein Ticket kostet so viel wie anderenorts, wo John mit nur einer Vorgruppe auftritt. Jimmy Vaughan, der Bruder des legendären Stevie Ray Vaughan spielt unmittelbar vor John. Mit etwas Glück bekomme ich also noch das Finale von J. Vaughan mit.

Wer den Tanzbrunnen kennt, weiß woher der Name kommt. Ein großer Brunnen inmitten des Geländes ist das Herz dieser Location. Die Bühne und die gastronomischen Angebote bilden einen Kreis um den Brunnen. Das Gelände ist zwar nicht vollkommen überdacht, aber vor der Bühne befinden sich weiträumig angeordenet mehrere pilzartige Zeltdächer, unter denen man gut einen Regenguß trocken überstehen kann.

Hier ist der Ort für das WAHRE Sommermärchen 2010. Habe ich gedacht. Aber falsch gedacht!

Meine Freundin Eunice und ihre Schwester Betty hole ich am Deutzer Bahnhof ab. Wir fahren mit dem Auto zum Tanzbrunnen und suchen einen Parkplatz. Oh, Wunder! Die freundliche, aber total überforderte Parkplatzanweiserein leitet uns direkt auf das Open Air Gelände! Wie bitte? Na das ist ja cool, wir dürfen direkt vor der Bühne parken?

Leider müssen wir schnell erkennen, welch böser Streich uns hier gespielt wird. Das Konzert wurde in das Theater des Tanzbrunnen verlegt. Eine 750 qm große Blechkuppel, nicht klimatisiert, viel zu klein und mit grausiger Akustik, soll uns nun den Flair eines Open Air Festivals bieten.

Vorbei an einigen Bierpilzen treffen wir auf den wohl armsehligsten Merchandising Stand aller Zeiten. Nur die Preise zeugen von Größe: jede CD/DVD 20 EUR! Ein Halstuch (leider nur in blau, in rot hätte ich ja noch eins gekauft) kostet 10 EUR. Während die Mädels noch voller Vorfreude ein kühles Bierchen schlürfen, bewege ich mich mal Richtung Krach aus dem Inneren des Theaters.

Jimmie Vaughan klingt etwas blechern, aber dafür kann er nichts. Als ich aber in die Nähe der drei offenen Schleusen des Theaters komme, realisiere ich was der Mann da spielt. Nicht mal schlecht, aber die Luft im Inneren ist sehr schlecht. Unter diesen Bedingungen gehe ich lieber wieder zurück und denke kurz an die zwei Konzerte, die ich von Stevie Ray in Bonn erleben durfte.

Irgendwie ist es auch die verlorengegangene Stimmung. Auf einem echten Open Air Festival hätte ich mich sicher über einen Jimmy Vaughan gefreut. Als Vorbereiter. So aber überlasse ich ihn seinem Publikum. Und das sind nicht wenige...


20:30 Uhr. John Fogerty betritt die Bühne! HEY TONIGHT angespielt und sofort STOP! Das Mikro ist nicht richtig positioniert und weiß der Teufel, was dem Meister sonst noch nicht schmeckt.

Nach dem Restart von HEY TONIGHT geht es dann aber doch ordentlich los.

Die Setlist konnzentriert sich im wesentlichen auf CCR-Material. Das Publikum singt fast pausenlos mit, die Stimmung ist trotz irrer Hitze in diesem Theater-Käfig großartig! Mancher mag sich mehr Solo-Stücke gewünscht haben, aber die Mehrheit der vielleicht 1000 Zuschauer hätten vermutlich nach dem ersten unbekannten Lied das Gebäude verlassen, um Luft und Getränke zu holen.

Ganz optimal läuft das Konzert aber weiterhin nicht. Die Musiker haben mit technischen Problemen zu kämpfen, die wohl auch zum Teil durch eine schlampige Arbeit der Technik-Crew bedingt sind.

John ist ziemlich sauer und lässt das auch seine Techniker spüren. Bei Keep On Chooglin' zum Beispiel funktioniert das Harp-Mikro nicht, oder es wird nicht richtig ausgesteuert. John wirft den ganzen Kram auf den Boden, um dann sein Gesangsmikro zu verwenden. An der unvergleichlichen Klasse dieses Hammer Rock Songs ändert das aber nichts! Das sind immer wieder die Momente, die einen einfach nur glücklich machen.

Setlist:

  1. HEY TONIGHT
  2. GREEN RIVER
  3. BORN ON THE BAYOU
  4. WHO'LL STOP THE RAIN
  5. LOOKIN' OUT MY BACK DOOR
  6. LODI
  7. RAMBLE TAMBLE
  8. WROTE A SONG FOR EVERYONE
  9. COMMOTION
  10. COTTON FIELDS
  11. DON'T U WISH IT WAS TRUE
  12. MIDNIGHT SPECIAL
  13. PRETTY WOMAN
  14. BIG TRAIN FROM MEMPHIS
  15. HAUNTED HOUSE
  16. HAVE U EVER SEEN THE RAIN
  17. GARDEN PARTY
  18. KEEP ON CHOOGLIN'
  19. NITE TIME IS THE RITE TIME
  20. DOWN ON THE CORNER
  21. OLD MAN DOWN THE ROAD
  22. BAD MOON RISING
  23. FORTUNATE SON
  24. ROCKIN' ALL OVER THE WORLD
  25. PROUD MARY

Ein Stück fehlt übrigens in dieser Setlist. John spielt ein Geburtstagsstänchen für Uwe! Ich habe das gar nicht richtig mitbekommen und auch nicht mehr daran gedacht, dass unser Million-Miler Big Ol Gator heute Geburtstag hat. Ich hoffe, Uwe nimmt mir das nicht übel. Er muss an diesem Tag der glücklichste Mensch auf der Welt gewesen sein! :-)))

Eine neue Gitarre kommt zum Einsatz. Die Meinungen unter den Fans gehen ziemlich auseinander, was sowohl die Optik als auch den Klang angeht. Es handelt sich hier um eine Paisley Crook, wie die Experten analysiert haben.

Bei Cotton Fields bringt John die Paisley Crook gleich mal gegenüber Jason an der Fiddle in Stellung. Bei diesem Country Sound passt die Gitarre wunderbar!

Mit dem Cover von "Haunted House" legt John noch mal nach. Macht Spaß!

John begeistert sein Publikum trotz Technik-Frust. Ihm selbst scheint die Hitze überhaupt nicht zu beeindrucken. Er rennt agil wie immer von einem Bühnenrand zum anderen, ohne auch nur einen Schweißtropfen auf der Stirn zu haben. Er wirkt physisch sogar jünger, als in den Jahren zuvor.

Jünger geworden ist zumindest in Teilen auch seine Band. Neue Akzente setzen die beiden neuen aber kaum. Andererseits halten sie durchaus das hohe Niveau der Backupband. Um was anderes geht es ja auch nicht. Bei der Coverversion von " Pretty Woman" darf sich dann auch James mit einem Gitarrenintro mal kurz zeigen.

Der Gesang bei " Pretty Woman" birgt dann auch eine Überraschung. Ein unsichtbarer Chor singt mit. Vermutlich eine akustische Täuschung. Die Theater-Blechkiste scheint ein paar Resonanzen zu produzieren. Vielleicht hat man ja auch etwas Hall auf die Mikros von John und Hunter gelegt? Mag sogar sein, dass das mitsingende Publikum hier noch mal über die Anlage reflektiert wird. Aber hört selbst!

James und Hunter hängen sich voll rein! Sie haben den Rock 'n' Roll im Blut, keine Frage. Die andere Frage muss allerdings immer wieder gestellt werden. Wofür braucht man so viele Gitarristen in einer Rock 'n' Roll Band? Spätestens wenn auch noch Jason zur Gitarre greift, weil an der Geige gerade nichts zu tun ist, werden die ganzen Gitarrereos fast zur Kulisse, ohne einen weiteren hörbaren Sinn zu machen.

John, Jason und Kenny allerdings überstrahlen alles! Sie sind wirklich wahre Meister ihres Fachs. Wenn John und Jason bei "Big Train" loslegen, mag man seinen Augen und Ohren fast nicht mehr trauen! WAHNSINN!!! Noch länger sollten die Soli aber dann auch nicht werden. Wir erinnern uns an das Dogma des Meisters: Rock'n'Roll Stücke haben kurz und knackig zu sein. Aber was wäre eine Regel ohne solch geniale Ausnahmen? Haha!

Zwischendrin betätigt sich Mr. Fortunate Son auch mal als Fahnenschwenker. Da wedelt er tatsächlich mal kurz mit der Deutschlandfahne, um sie sogleich hastig wieder in die Ecke zu werfen. Was war das? Ach ja, da war ja noch "das andere" Sommermärchen. Na ja...

Ein Märchen ganz anderer Art ist "Wrote A Song For Everyone". Ein zeitloser Song über Hoffnugen, unerfüllte Wünsche und mangelnde Kommunikationsfähigkeit. Na das passt doch auch heute in Köln. Dieser unspektakuläre Song ist vielleicht mein persönliches Highlight des Tages!

Das Konzert endet wie immer mit "Rockin All Over The World" und "Proud Mary". Dann ist es aus, nicht wie raus aus dem "Theater"!

Als Fazit möchte ich sagen, John hat das Beste aus der Situation gemacht. RIESEN KOMPLIMENT!

Ich persönlich finde es sehr beschämend, wenn ein deutscher Konzertveranstalter einem weit gereisten Gast aus den USA eine so beschissene Plattform bietet!!! Wie zu hören war, sind Besuchern auf Anfrage kostenlose Tickets für andere Konzerte als Ausgleich angeboten worden. Oha, das will schon was heißen!

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Fotos Lutz & Eunice

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