JOHN FOGERTY LIVE IN KÖLN 2005
Wer hätte gedacht, dass es je klappen würde?! Die "Deja Vu World Tour 2005" soll endlich ihrem Namen gerecht werden. John Fogerty tourt durch Europa und der Tourbus hält nicht nur in den skandinavischen Ländern, sondern auch in Belgien, den Niederlanden, Frankreich, der Schweiz und Deutschland.
Historisch eine Sensation: Es ist das erste Konzert in Deutschland seit der Creedence Clearwater Revival European Tour 1971! Nur zwei Stippvisiten gab es zwischendurch: Im Juni 1997 ein TV-Auftritt bei Thomas Gottschalk und dem Showcase im Hamburger Grünspan. Dann im Sommer 2000 im Vorprogramm von Tina Turner.
Lutz und ich sind so gegen 14.00 Uhr vor dem Palladium. Das Palladium ist relativ neu und befindet sich direkt gegenüber dem bekannten E-Werk, wo wir schon Rock-Größen wie die Allman Brothers Band, Bachman Turner Overdrive und Rory Gallagher gesehen haben.
Dort treffen wir bereits eine kleine Truppe bekannter Gesichter. Der Grund für das frühe Erscheinen ist immer derselbe: Man hofft vor dem Konzert auf eine Chance, Autogramme zu bekommen und beim Soundcheck dabei zu sein. Heute leider alles Fehlanzeige.
Diesmal gab es aber noch einen anderen Grund: Die Fans möchten John Autogramme geben! Klaus Peter Dürrholt hat zu diesem Zweck eine Ocean Drum mitgebracht. Die auf den Namen "Sound Of The River Rhine" getaufte Drum möchten wir John zum Geschenk machen. Persönlich überreichen konnten wir die Drum leider nicht, aber der "Hallen-Manager" war so freundlich, das Instrument an John weiterzugeben. Hoffen wir mal, dass es angekommen ist. Dank an Klaus-Peter für die tolle Initiative!
Um 18.30 Uhr ist Einlass! Nach teilweise jahrzehntelagem Warten haben die Fans es ziemlich eilig, zur Bühne zu kommen. Die pflichtbewussten Ordner haben dafür wenig Verständnis: "Nicht laufen!" wird mit drohender Miene angeordnet. Wir gehen also gemessenen Schrittes den Rest des Weges. So viel Zeit haben wir dann auch noch. Der erste Blick auf die Bühne ist beeindruckend. Eine Videoleinwand hängt mittendrüber und zeigt das Cover des aktuellen Albums. Wow!
Um 20.00 Uhr geht es dann los. Eine Vorgruppe gibt es nicht. Stattdessen flimmert eine Kurz-Biografie über die Videowand. Eine unplugged Green River-Version ist dabei zu hören.
Endlich betritt der Meister die Bühne. Mit Travelin' Band eröffnet er die Show. Anschließend erklärt uns John freundlicherweise worum es geht: "We are here to Rock 'n' Roll. So let's get busy!" Knapper kann eine Begrüßungsrede wohl kaum ausfallen.
So beginnt ein zweistündiges Power-Konzert. John Fogerty ist zurück. Mit voller Wucht. Spielerisch und stimmlich richtig gut drauf, präsentiert sich der fast Sechzigjährige mit beeindruckender, körperlicher Konstitution.
Gerade mal angespielte Plektrums schleudert er zu Boden, um sie etwas später wieder aufzusammeln und ins Publikum zu werfen! Reicht nicht? Kein Problem, dann werfen wir halt einmal ein noch unbenutzets Teil. Bei künftigen Ebay-Versteigerungen sollte man also auf Gebrauchspuren achten! ;-)
John liefert einen weit gespannten Bogen von CCR über seine Solo-Stationen bis hin zu Deja Vu. Ganz ausgewogen ist das nicht. Viel CCR, weniger seiner Solo-Arbeiten und nur drei Stücke von Deja Vu.
Ausgewogener ist dagegen schon die Präsentation seiner Gitarrensammlung. Dreizehn Gitarren für achtundzwanzig Songs. Eine wahre Materialschlacht. Man kann sich fragen was das soll. So wirklich heraushören kann man die unterschiedlichen Klangfarben der Instrumente nicht immer. Andererseits: warum sollen diese wunderbaren Teile daheim im kalifornischen Keller verstauben?
Setlist:
- Intro
- Travelin' Band
- Green River
- Suzie Q
- Lodi
- Who'll Stop The Rain
- It Came Out Of The Sky
- Sugar-Sugar (In My Life)
- Lookin' Out My Backdoor
- Rambunctious Boy
- Blue Moon Nights
- Run Through The Jungle
- Ooby Dooby
- She's Got Baggage
- Born On The Bayou
- Cotton Fields
- Hot Rod Heart
- The Midnight Special
- The Old Man Down The Road
- Deja Vu (All Over Again)
- I Heard It Through The Grapevine
- Have You Ever Seen The Rain
- Centerfield
- Down On The Corner
- Up Around The Bend
- Bad Moon Rising
- Fortunate Son
- Rockin' All Over The World
- Proud Mary
Zeit ein paar Worte an Johns Band zu verlieren. Markige Sprüche zum "besten Drummer des Universums", eine Anspielung auf Doug Cliffords Nickname "Cosmo", in diesem Fall John Molo, fehlen ebenso wie die Vorstellung des Bassisten George Hawkins. Lediglich die beiden Gitarristen Billy Burnette und Bob Britt werden vorgestellt.
Mit Ex-Fleetwood Mac Gitarrist Burnette und Bob Britt hat John in der Tat zwei exzellente Gitarristen im Boot. Er lässt sie viel spielen. Kann er auch. Die beiden sind vom typischen Fogerty-Sound inspiriert und tragen ihn hervorragend mit. Die gesamte Band funktioniert ausgezeichnet. Etwas mehr von Kennys harten Beats hätten jedoch auch nicht geschadet. Aber was sage ich da? Der unvermeidliche Vergleich mit der CCR-Rythm-Section wird natürlich wieder die Gemüter erregen...
Und das Publikum? Funktioniert auch. ;-) Begeisterung total! John Fogerty freut es sichtlich. Sein "Thank YOUUUU!" ist mittlerweile legendär. Er wird wohl bemerkt haben, dass es sich lohnt den Tourbus in einige Länder zu lenken, die bisher nicht auf seiner Landkarte waren!
Dass John bei Hot Rod Heart die amerikanische Motorrad-Legende "Harley Davidson" bemüht, überrascht uns allerdings etwas. Zumal das Coverfoto von Deja Vu John auf einer Honda zeigt. Die Journalistin einer Kölner Zeitung hat es gar völlig verwirrt: Sie wollte unbedingt Sweet Hitch-Hiker hören. Aber auch im Sweet Hitch-Hiker Video sind keine Harleys zu sehen. Ihr Erinnerungsvermögen ist wohl etwas eingerostet...
Was tatsächlich heute im Palladium abgeht, ist eine zweistündige Vollgas-Party. Ein absolut authentischer John Fogerty zelebriert sein musikalisches Lebenswerk. Eine seiner großen Stärken geht bei dem Dauerfeuer aber leider etwas unter: "I'm A Sensitive Guy" sagt er nicht zu unrecht über sich selbst. Herrliche Stücke wie Joy Of My Life, I Will Walk With You, Honey Do oder 110 In The Shade hätten einige wohltuende Verschnaufpausen gebracht und den schnellen Stücken zu noch mehr Geltung verholfen. Aber zwei Stunden sind halt nur zwei Stunden. Länger spielen macht wirklich keinen Sinn. Also? Öfter spielen, John! ;-)
WE ARE HERE TO ROCK AND ROLL!
Für uns war dieses Konzert ein weiteres Highlight der ganz besonderen Art! Nach dem Konzert 1997 in Goeteborg das Beindruckenste überhaupt. John Fogerty hat nun auch endlich den Sprung in weitere europäische Länder geschafft.
Wir zitieren hier gerne WDR 2 Live: "Es gibt sie also noch, die deutsch-amerikanische Freundschaft. Fogerty könnte also ruhig öfters nach Deutschland kommen."
Thank YOUUU John! Besuch' uns bald wieder!
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Fotos und Scans Lutz Altnorthoff.
Eingangsbild Heinz Lux.
Ocean Drum Klaus-Peter Dürrholt.
Text Ralf Eckertz.
© 2005 CCRFANPAGE